Die Geisha: traditionelle, japanische Unterhaltungsdame (2024)

Weiß geschminkte Haut, rote Lippen und elegant hochgestecktes, schwarzes Haar: Das Bild japanischer Geishas in intrikat gearbeiteten Kimonos ist weltweit bekannt. Besonders in Kyōto, Japans Zentrum traditioneller Kultur, wird Geishas in der Öffentlichkeit von fotowütigen Touristen regelrecht aufgelauert. Ihr geheimnisvoller Ruf eilt ihnen Voraus, ihr Anblick beschwört Bilder eines vergangenen Japans herauf. Doch als Symbol der traditionellen, japanischen Kultur hängt Japans Unterhaltungsdamen noch immer ein reichlich verklärtes Image an.

Was ist eine Geisha?

Entgegen der sich hartnäckig haltenden Meinung waren – und sind – Geishas keine Prostituierte. Der Begriff geisha (芸者) bedeutet wörtlich „kunstfertige Person“. Er bezieht sich auf die Ausbildung der Geisha in der Kunst der Unterhaltung, unter anderem durch das Erlernen von Instrumenten, Tänzen, der tee*zeremonie und Konversation.

Der Beruf hat seinen Ursprung in der Edo-Zeit (1603-1868), als die ehemals strategischen Berater und Unterhalter am Hof in einer Zeit des relativen Friedens an Bedeutung verloren. Ihre Rolle verschob sich hin zu der eines Stimmungsmachers. Diese Männer wurden hōkan („Hofnarr“) oder informeller auch taikomochi (wörtl. „Trommelträger“) genannt. Zeitgleich mit dieser Entwicklung kam erstmals der Begriff Geisha als Bezeichnung für die neu entstandene Berufsgruppe auf.

Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts erschienen geiko oder onna geisha („weibl. Geisha“) auf der Bildfläche, deren Unterhaltungsstil weniger komödiantisch war als der ihrer männlichen Kollegen. Die geiko waren so beliebt, dass sie innerhalb weniger Jahrzehnte den Großteil der Geishas bildeten. Bald wurden nur noch Frauen als Geisha bezeichnet. Männer verwendeten fortan den Zusatz otoko geisha („männl. Geisha“). Bis heute werden übrigens die Geishas in Kyōto als geiko bezeichnet und genießen einen hohen Ruf in der Hierarchie japanischer Geishas.

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Als Vorläuferinnen der traditionellen Geishas gelten auch die saburuko (ab dem 7. Jh.), oft Frauen ohne sozialen Halt, die unterhaltende und auch sexuelle Dienste anboten. Zur Heian-Zeit (794-1185) entwickelte sich außerdem der Berufsstand der shirabyōshi–Tänzerinnen, die meist einen hohen Bildungsstand hatten und talentierte Sängerinnen/Musikerinnen waren.

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Die Ausbildung zur Geisha

Während früher die Ausbildung der Geisha oft schon im zarten Alter von sechs Jahren begonnen wurde (oft auch als Ausweg aus finanzieller Not einer Familie), schließen heutzutage Anwärterinnen zunächst den verpflichtenden Schulabschluss (mit 15 Jahren) ab. Die Ausbildung zur Geisha dauert mehrere Jahre und ist sehr anspruchsvoll.

Der erste Schritt für Bewerberinnen ist eine okiya (Wohnhaus für Geishas) zu finden, in der sie ihr Training absolvieren können. Dort werden sie von der okāsan („Mutter“) des Hauses betreut, die auch alle anfallenden Kosten der Ausbildung (z.B. für teure Kimonos, Schminke und Accessoires) übernimmt. So ist eine Geisha finanziell an eine okiya gebunden, meist für den Verlauf ihrer Karriere, aber zumindest, bis diese finanzielle Schuld beglichen ist.

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Eine Geisha in Ausbildung wird maiko („tanzendes Kind“) genannt. Ihr wird für die Dauer der Ausbildung eine erfahrenere Geisha als onēsan („große Schwester“) zugeteilt, die sie unter anderem den Gästen vorstellt. Die erste Phase der Ausbildung heißt shikomi („Vorbereitung“), in welcher die maiko in den Haushalt eingeführt wird und Unterricht zum Erlernen von Etikette, Instrumenten, Tanz, Gesang und der tee*zeremonie absolviert. Die zweite Ausbildungsstufe heißt minarai („Lernen durch Sehen“). In dieser beobachten und imitieren die maiko ihre onēsan im Umgang mit Gästen und in der Eleganz der Bewegungen. Erst in dieser Lernphase kommen maiko in Kontakt mit Gästen, übernehmen allerdings noch keine unterhaltenden Aufgaben.

Nach mehreren Jahren des intensiven Trainings wird die maiko zur Geisha befördert und ist von nun selbst für die Unterhaltung von Gästen zuständig. Allerdings unterliegt sie immer noch den strengen Hierarchien der okiya und steht im Rang unter den erfahreneren Geishas.

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Geisha oder maiko – wie unterscheidet sich das Aussehen?

Besonders im traditionellen Kyōtoer Unterhaltungsviertel Gion sieht man oft Geishas oder maikos auf dem Weg zur Arbeit. Ob es sich dabei um eine Geisha in Ausbildung handelt, erkennt man meist schon am Aussehen.

Die maiko trägt sehr intrikat gearbeitete und verzierte Kimonos mit einem breiten Gürtel (obi), der am Rücken lang herabfällt. Auch die Kimono-Ärmel sind sehr lang. Die aufwändig hochgesteckten Frisuren der maiko sind mit zahlreichen, saisonal wechselnden Dekorationen verziert, die mit zunehmender Erfahrung weniger werden. Im ersten Jahr der minarai-Phase trägt die maiko solche hana-kanzashi im Haar, ein Blumenornament, das neben dem Gesicht bis zum Kinn hinabhängt. Zu dieser Zeit wird auch nur die Unterlippe mit roter Farbe bemalt.

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Die Geisha hingegen ist, ihrer Erfahrung und Reife entsprechend, dezenter und würdevoller gekleidet. Sie trägt Kimonos in gedeckten Farbtönen. Die Ärmel sind kürzer und der Gürtel ist schmaler und in einem quadratischen Knoten am Rücken gebunden. Außerdem tragen Geishas traditionelle Perücken mit wenigen Dekorationen und haben somit keinen Rand zwischen dem Haaransatz und der weißen Gesichtsgrundierung.

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Vorsicht vor Touristenfallen

Für Besucher in Japan gibt es viele Angebote, sich für einige Stunden wie eine Geisha herrichten zu lassen und durch die Straßen zu flanieren. Oft erkennen Sie Touristen an Unstimmigkeiten im sonst sorgfältig vorbereiteten Aussehen der Geishas. Wenn Sie zum Beispiel eine Geisha mit rotem Kirschmund und hana-kanzashi sehen, können Sie sicher sein, dass es sich nicht um eine echte Geisha handelt. Auch haben Geishas und maikos in der Regel keine Zeit dafür, mit Touristen Fotos aufzunehmen. Sollten Sie also einen Schnappschuss mit einer Geisha ergattert haben, könnte es sich ebenfalls um eine „Geisha für einen Tag“ handeln.

Verwendete Creative Commons-Lizenzen:

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